Wenn die Motorsport XL in ihrem Bericht vom 21. Juli schreibt, dass Burkhard Maring der einzige deutsche Fahrer war der sich nicht für das EM Finale qualifizieren konnte, so stimmt das "leider" nicht. Es traf noch etliche andere deutsche Fahrer die kein Ticket für La Conca erhielten. Doch sollte man dem Redakteur die nicht ganz richtige Berichterstattung verzeihen - schließlich wurde ihm vor dem Hotel in dem auch Marcel Lipp und sein Team übernachteten, das Auto incl. aller Unterlagen gestohlen!
Direkt von der DKM Wackersdorf ging es über die Grenze nach Sosnova (Tschechien), in den nördlichen Böhmerwald. Landschaftlich wunderschön, aber ansonsten keine Reise wert!
Dienstag, Ankunft auf der Kartbahn:
Der erste Eindruck nach langer Fahrt bei brütender Hitze: Bagger und sonstige Baufahrzeuge im Fahrerlager erledigten restliche "Renovierungsarbeiten"! Paddock installation war lt. Terminplan schließlich auch erst für Mittwoch vorgesehen. Während für den Team-LKW von Peter Kaiser noch eine passende Parklücke gesucht wurde, konnte der kleinere Multivan in dem Marcel Lipp mit Familie u. Hund anreiste problemloser untergebracht werden. Doch die ersten drei Schritte auf tschechischem Boden sollten in nachhaltiger Erinnerung für die "Rechtsaussteiger" bleiben. Ehe sie sich versahen, standen nämlich Hund und "Frauchen" bis zu den Knöcheln in frisch geteerten Schlaglöchern, gut getarnt durch eine Sandschicht. Frauchens Schuhe wurden also kurzerhand in der Tonne entsorgt, während die Pfoten von Hund Laica ein größeres Problem darstellten, an dessen Beseitigung noch heute gearbeitet wird!!!
Nachdem der Mittwoch für Aufbau und Registrierung vorgesehen war, standen für Donnerstag die technische Abnahme und anschließend zwei freie Trainings auf dem Terminplan. Theoretisch perfekt organisiert, erwies sich die Praxis mit den fehlenden, aber für die techn. Abnahme dringend benötigten Barcodes als totales Fiasko. Während Fahrer und Mechaniker ungefähr 2 Stunden bei da. 35 Grad Schattentemperatur in der sonnigen Warteschlange standen, wurden sie bestens von den weiblichen Teammitgliedern mit erfrischenden Getränken und Essen versorgt. Dann endlich kam die Nachricht, dass die Barcodes an der Grenze liegen und nicht durch den Zoll kommen. Folglich wurde die Abnahme auf den späten Mittag verschoben. Auch kein Problem, hätten da nicht einige Fahrer begründete Bedenken gehabt, nicht rechtzeitig zum ersten freien Training zu kommen. Folglich war die zweite Aufstellung zum "Scrutineering" entsprechend chaotisch. Doch es muss auch Positives berichtet werden. Als die Barcodes dann endlich in Sosnova eingetroffen waren, verlief alles - zumindest an diesem Tag - schnell und reibungslos!
Freitags wurden nach den freien Trainings noch zwei Zeittrainings gefahren. Am Samstag folgten dann drei von insgesamt fünf Heats. Obwohl Marcel im zweiten Qualifying noch drei Zehntel schneller wurde, reichte es trotzdem nur für Platz 60 von insgesamt 96 Statern. Hier muss noch erwähnt werden, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Zeittraining lt. Zeitplan "eigentlich" eine Stunde lag, Marcel und Mechaniker jedoch nach einer Pseudospritprobe die in "ein" eigenartig riechendes Marmeladenglas abgefüllt wurde, noch 45 Minuten im Stau vor der Waage standen und erst 5 Minuten vor Beginn des zweiten Zeittrainings im Teamzelt ankamen. So blieb keine Zeit mehr die dringend notwendige Änderung des Setups vorzunehmen. Es wurde nur kurz der Wasserhaushalt des Fahrers ausgeglichen, um dann direkt im Sprint wieder zur Startaufstellung zu eilen!!
Immer vom gleichen Startplatz ging es nun in die Heats. Das bedeutete für den KSN-Pilot, sich aus den hinteren Reihen seiner Gruppe vorzuarbeiten. Im ersten Heat wurde er auch schon auf Platz 15 geführt, als ihm ausgerechnet in der "Schicksalsschikane" die Bremsmanschette platzte und Marcel nach einem vehemmenten Abflug in die Reifenstapel einschlug. Da die Reifen nicht oder nur teilweise ineinander gesichert waren, kam es bei solchen Ausritten auch schonmal vor, dass hier und da sich ein Reifen verselbstständigte und über die Strecke flog, doch dass nur am Rande erwähnt.
Nach dem Ausfall in Heat eins musste nun in den folgenden Heats alles auf eine Karte gesetzt werden. Ein neuer, noch nie gefahrener Vergaser wurde nun im zweiten Heat getestet, der allerdings völlig seinen Dienst versagte. Das Resultat war Platz 20! Für den dritten und letzten Heat an diesem Samstag wurden noch einige Veränderungen am Chassis vorgenommen, der Vergaser zurückgetauscht und diesmal ging es richtig vorwärts. Nach einer genialen Aufholjagd beendete der junge Dormagener das letzte Rennen dieses Tages auf dem 12. Platz! Wenn man die enorme Leistungsdichte berücksichtigt, nämlich dass die ersten 80 Fahrer im Zeittraining innerhalb von knapp neun zehntel Sekunden lagen, ein wirklich respektables Ergebnis!
Vor dem Warm Up zu den beiden restlichen Heats am Sonntag Morgen hatte Marcels Mechaniker die zündende Idee. Eine minimale Chassisveränderung brachte den gewünschten Erfolg. Das Resultat war Platz 1 für Marcel mit absoluter Bestzeit von allen Gruppen (96 Starter)! Auch im vierten Heat ging es richtig vorwärts und nach einigen Rangeleien, Remplern und Schubsern im Mittelfeld wurde das Rennen, wiederum mit der schnellsten Rennrunde auf Platz 13 beendet. Der fünfte und letzte Heat brachte die Entscheidung für die Finalteilnahme. Abermals pfeilschnell, war Marcel schon nach wenigen Runden auf Platz 14 zu finden, als er auf seinen langsameren Teamkollegen auflief, der auch noch meinte, eine ausgeprägte Kampflinie fahren zu müssen. Immer noch den versehentlichen und zum Ausfall führenden Rempler von Timo Leto bei der DKM in Kerpen im Nacken, fackelte der KSN-Pilot hier zu lange. Erst nach fünf Runden gelang ihm das blitzsaubere Überholmanöver. Zusammen mit dem überholten Teamkollegen machte Marcel zwar noch zwei weitere Plätze gut, doch mehr als Platz 12 war leider nicht mehr drin. Nach Addition aller fünf gefahrenen Heats wies das Punktekonto exakt 8 Punkte zuviel auf und so wurde der Einzug ins Finale knapp verpasst.
"Wenn man bei einer solch extremen Leistungsdichte das Qualifying verpatzt, ist ein Mal "Parken" schon zuviel. Dann habe ich bei meinem Teamkollegen im letzten Heat zu lange gefackelt, was mich auch noch ungefähr 5 Plätze gekostet hat. Fairerweise muss ich allerdings sagen, dass er sich hinterher bei mir entschuldigt hat. Ich für meinen Teil muss lernen, bei solch hochkarätigen Veranstaltungen meinen "Gentlemenfahrstil" abzulegen. Aber das ist wohl die mangelnde Erfahrung auf internationalem Parkett. Ab Sonntag war ich super schnell, aber da war es leider schon zu spät!"